Keez (Ostern)

Keez, titsche un schibbele – In der Keez auf dem Rücken trug der Osterhase die Eier. Im Mittelhochdeutschen steht „ketzen“ für schleppen und „Koezze“ für Tragekorb. En Schibbelche ist eine Scheibe von einem Rundholz. Für „titsche“ ist die Frage nach der Herkunft schwierig zu beantworten. Die Tätigkeit wird auch als kippen bezeichnet, was jedoch nichts mit umkippen zu tun hat.

Am Ostersonntagmorgen schauten wir gespannt nach draußen, hätten gern den Osterhasen gesehen. Doch immer nur die Eltern hatten ihn gerade um die Ecke flitzen sehen. Und dann fanden wir im Nest drei bunt bemalte Hühnereier und dazu ein paar kleine Schokoladeneier. Allerdings konnte sich ein Gang zur Bitz auch lohnen, hatte der Osterhase doch im Galopp aus seiner Keez noch weitere Süßigkeiten verloren.

Zu gern hätten wir ja auch den Osterhasen gefangen. Man müsse ihm Salz auf den Schwanz streuen, wurde uns erklärt, dann könne er nicht mehr von der Stelle. Das Salz hatten wir parat, aber kein Hase hielt still für die Prozedur.

Das Titsche war ein reizvolles Spiel, meist an Ostermontag. Jeweils zwei Kinder standen sich mit je einem Osterei in der Hand gegenüber. Auf Kommando wurden die Eier mit der Spitze gegeneinander gestupst. Ging ein Ei dabei kaputt, wurde es dem Sieger abgegeben. Verlieren machte keinen Spaß, aber allzu viele Siege erwiesen sich als ungesund. Schlaumeier, die mit einem Gipsei unlauteren Wettbewerb trieben und sich damit unbeliebt machten, gab es zu allen Zeiten.

Ein anderes Spiel war das Eier schibbele. Ähnlich wie beim Kegeln wurden Eier über die Wiese gerollt. Wessen Ei kam unbeschadet am weitesten? Im Erfinden von Wettbewerben waren wir recht kreativ. Die Stromleitung beispielsweise, die sich über die Wiesen am Bach spannte, reizte zum Hoch-Weit- und Zielwurf. Dabei ging es immer weniger um’s Gewinnen. Nach solchen Würfen waren Eier in der Regel nicht mehr genießbar. Größter Erfolg war, was zwar selten, aber tatsächlich gelang, wenn ein Ei von der Stromleitung halbiert auf der Wiese landete.

So änderte sich das Brauchtum mit der Zeit und unserem zunehmenden Alter. Bis wir selbst Eltern wurden, Osterhase spielten und mit dem größten Vergnügen beim Spaziergang am Ostersonntag unsere Kinder Eier finden und in ihre Keez, pardon, ihren Rucksack sammeln ließen. Nur beim Titsche und Schibbele regte sich dann doch schlechtes Gewissen. So geht man doch heute mit Nahrungsmitteln nicht mehr um, gell!?

Josef Peil