De Hanß

Fragt man die älteren Menschen in den Dörfern, was ein „Hanß“ ist, so wissen sie was damit gemeint ist. Unter seiner treffenden Bezeichnung „Ährenrechen“ ist er weniger bekannt. An diesem landwirtschaftlichen Arbeitsgerät aus Metall, sind auf einer Breite von ca. 1,20 m, lange gebogene Zinken eng aneinandergereiht. Ein daran angebrachter ca. 2 m langer Stiel, an dem sich in späteren Ausführungen noch ein Griff befand, diente zum ziehen des „Hanß“. Nachdem die Getreidegarben vom Feld abgefahren waren, kam der „Ährenrechen“ zum Einsatz. Früh am Morgen, wenn das Feld noch vom Tau benetzt war, zog man dieses Gerät wie einen Kamm, über Kreuz durch das Stoppelfeld. Zu Boden gefallene Ähren und abgebrochene Strohhalme sammelten sich darin. Auf einem mit einem Tuch abgedeckten Wagen nach Hause gebracht, wurde das aufgesammelte Material, wenn es getrocknet war, gedroschen. Im Judentum war die Nachlese auf den Feldern, gar als Gottesgebot verboten. Diese musste armen und bedürftigen Menschen überlassen werden. Es war in der Zeit vor dem „Ährenrechen“, zumeist die Arbeit der Kinder, die zu Boden gefallenen Ähren aufzulesen. In Notzeiten, wie im 2. Weltkrieg, ließen viele Bauern hungernde Menschen, Liegengebliebenes auf ihren Feldern von Hand auflesen. Es war eine mühsame Arbeit. Für eine Ausbeute von einem oder zwei Kilo Korn, mussten viele Ähren gesammelt werden. Ein Nebeneffekt der Nachlese war, dass man damit den Mäusen ihre Nahrung entzog, um damit eine starke Vermehrung zu verhindern. Mit dem Einzug der Mähdrescher in die bäuerlichen Betriebe, hatte der „Hanß“ auf dem Stoppelfeld ausgedient. Bekannt ist der „Hanß“ aber eher aus der Heuernte. Er war wohl zweckentfremdet worden, um damit liegengebliebenes Heu zusammenzurechen. Wohl arbeitete man mit dem „Hans“ effizienter, als mit den herkömmlichen, hölzernen Rechen, die schon die Römer benutzten. So manches Kind und manche Ehefrau hat noch Erinnerungen an diese schwere Arbeit, die in der größten Hitze des Tages ausgeführt werden musste. Mit dem Einzug des Ladewagens in die Landwirtschaft, hatte der „Hanß“ endgültig ausgedient und fristet seither sein Dasein in mancher alten Scheune oder im Museum. Warum man den Ährenrechen bei uns „Hanß“ nennt, darüber kann man nur mutmaßen.

Joachim Bender

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