Enn dä Weah halle

Im Hunsrücker Platt wird die Redewendung „enn dä Weah halle“ noch öfters gebraucht. Wortwörtlich bedeutet sie “in der Wehr halten”. Das Wort „Wehr“ wird örtlich verschieden ausgesprochen, z. B. „Weah“ im mittleren Hunsrück oder „Wieah“ in den von der Hunsrückhöhenstraße zur Mosel hin gelegenen Dörfern. Sinngemäß bedeutet die Redewendung „enn dä Weah halle“ so viel wie „in Gebrauch halten“, „in gutem funktionsfähigem Zustand halten“. In einem alten Wörterbuch von 1786 werden Geräte, die zum Ausüben der Landwirtschaft notwendig sind, und hier besonders die Geräte, mit denen man sich zusätzlich auch noch verteidigen kann, als „Wehr“ bezeichnet. In früheren Zeiten, als es noch viele kriegerische Auseinandersetzungen gab, mussten die Bauern sich nämlich oft mit ihren einfachen Werkzeugen wie Äxten, Gabeln, Hauen usw., gegen ihre Feinde wehren. Um diese Aufgaben zu erfüllen zu können, erwarteten die Landesherren von den Bauern, dass ihre Gerätschaften in Ordnung und einsatzbereit waren. Hiervon leitet sich die Redewendung ab. Im Hochdeutschen ist heute noch eine Redewendung in Gebrauch, die sich auf modernere Waffen bezieht, aber denselben Sinn hat: „in Schuss halten“.

Bernd Becker