Hint

„Ab ins Bett, morje frieh is die Hint rum“, so hieß es früher, wenn das Kind partout noch nicht ins Bett wollte, die Mutter aber an die Schule gemahnte oder später den Jüngling vor dem Ausgang zum Tanz an die Arbeit am nächsten Tag. Es war Prinzip: Wer naachts feiere kann, kann aach daachs-iewer schaffe. „Nau kimmt en Fraa unn klaht ehr Läd. Ehr Mann, der wär hint Naagt verschäd,“ schreibt Rottmann in seinem Gedicht „Der Bürgermeister“. In allen seinen Gedichten findet sich das Wort aber nur ganze drei Mal. Er gebraucht das Wort also als Nomen und fälschlicherweise als Adverb. Dass Rottman unsicher war über die Wortbedeutung lässt die Sinndopplung „hint Naagt“ vermuten. Denn streng genommen schrieb Rottmann damit „heute Nacht Nacht“ Hint kommt nämlich aus dem Mittelhochdeutschen „hi-naht“ und heißt ganz einfach „heute, oder diese Nacht“, nur als Substantiv. Was in der Mahnung „is die Hint rum“ so fremd bedrohlich klang, war also lediglich eine Binsenweisheit. Es ging nur um die Sorge, dass der Jüngling ausgeruht sei für die Arbeit. Eltern brauchten eben Drohmittel. Vielleicht dachte der Jüngling aber wie der Jäger: „Loß de Weebstuhl mirr-em Gaare Hint noch bei de Deiwel fahre!“

Josef Peil