Krischel

„Dä schafft wie en Krischel!“, sagt man hier im Hunsrück über jemanden, der viel und geschwind arbeitet. Dieser Spruch war in unserer Forschungsgruppe Mundart größtenteils bekannt. Schön und gut, aber was ist, oder war, eigentlich ein Krischel? Darauf fand sich auf Anhieb keine Antwort. Diese Tatsache ist typisch für alte Worte und Sprüche, die man zwar noch verwendet, aber deren Sinn immer mehr verloren geht. Im alten deutschen Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm war dann die Lösung zu finden. Es handelt sich um den Turmfalken. „Falco tinnunculus“, wie sein lateinischer Name lautet, wurde früher Kriegel-elster, oder Kriech-elster genannt. „Er wurde wohl nach seinem Geschrei benannt.“, heißt es dort. Die Kinder haben „gekrischelt“, wenn sie geschrien haben. Ein „Krischeler“ war ein Schreier. Beim Beuteschlagen steht der Turmfalke bekanntermaßen im Rüttelflug (flügelschlagend) in der Luft und erspäht seine Beute. Blitzschnell stürzt er zur Erde hinab, greift seine Beute im Gleitflug und fliegt mit ihr davon. Diese Tatsache hat man wohl auf einen fleißigen Menschen, „der wie en Krischel schafft“, in unsere Mundart übertragen.

Joachim Bender